Leseprobe H. Bröskamp


Die innere Orgel spielen - die richtigen Register ziehen für stimmige Interaktionen


Es heißt, dass die Engel im Himmel tanzen, wenn sie den Klang einer Orgel hören. Und Papst Benedikt XVI merkt an, dass „die Orgel seit alters her und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet wird, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt.“

Richtig ist, dass Orgeln mit ihrer großen Klangvielfalt und einzigartigen Klangfülle weit über die anderer Instrumente hinausgehen und damit ein außergewöhnlich reichhaltiges Klang- oder auch Wirkpotenzial in sich tragen. Insbesondere wenn sie, wie die größte Domorgel der Welt, die Orgel des Doms St. Stephan in Passau, mit 17.794 Pfeifen und 233 Registern ausgestattet sind. Die Beschaffenheit der Orgel und ihr tonales Potential allein hat jedoch keineswegs die oben beschriebene Wirkung auf Engel und Menschen automatisch zur Folge. Es bedarf dazu eines versierten Organisten, der den Klang der jeweiligen Orgel und ihrer verschiedenen Register genau kennt. Darüber hinaus muss er in der Lage sein, die Register passend zum jeweiligen Anlass des Spielens und dem Musikstück angemessenen zu ziehen. Darin liegt neben der Fingerfertigkeit des Spielens die eigentliche Kunst des Orgelspielers, damit sich die einzigartige Klangfülle einer Orgel auch wirkungsvoll entfaltet. Nur dann wird es gelingen, die Engel zum tanzen und die Menschen zum schwingen zu bringen.

Während Größe und damit Klangfülle und Qualität der einzelnen Orgel einerseits von den finanziellen Möglichkeiten der Auftraggeber und andererseits von der handwerklichen und künstlerischen Gestaltungsfähigkeit des Orgelbaumeisters bestimmt werden, werden wir Menschen von der Natur mit schier unglaublichen Potenzialen, Möglichkeiten und Ressourcen - sprich Registern, Manualen und Pfeifen - ausgestattet.


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