Leseprobe S. Radatz


Relationale Unternehmensführung –
Das Verbindende zwischen harten und weichen Faktoren


Muss Unternehmensführung vorgeben – oder darf sie auch bewusst einbeziehen, loslassen, eigenständige Lösungen finden lassen? Muss Unternehmensführung rein inhaltlich sein – oder darf sie auch dem WIE – den Emotionen, den Beziehungen, dem Miteinander immer wieder auf die Spur gehen? Muss Unternehmensführung hart sein? Oder darf sie (auch) weich sein? Relationale Unternehmensführung darf verbinden – und sie verbindet. Wobei es immer darauf ankommt, sorgfältig zu trennen, welche Lücken bewusst geschlossen werden (indem harte Vorgaben gemacht werden) und welche Lücken bewusst offen bleiben sollen (damit dort die Expertise aller Unternehmensmitglieder genutzt werden kann).

Relationale Unternehmensführung basiert auf dem Relationalen Ansatz, der seine Wurzeln in der sokratischen Weltanschauung hat. Das ist eher ungewöhnlich – ist doch unser Denken seit Jahrhunderten fest auf der aristotelischen Weltanschauung aufgebaut, die davon ausgeht, dass die Welt außerhalb von uns stattfindet, auf diese Weise objektiv von uns beobachtet werden kann und „so ist wie sie ist“. Was durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt, dass Aristoteles aus einer naturwissenschaftlich orientierten Familie kam und hauptsächlich naturwissenschaftliche Phänomene betrachtete. Und da können wir sehr gut sagen: Ja, ein Stein ist ein Stein ist ein Stein. Und auch der Baum, den wir heute beobachten, ist morgen noch da – daher können wir davon ausgehen, dass er „ist“ – nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen.

Leider haben wir irgendwann einmal den aus meiner Sicht großen Fehler gemacht, die aristotelische Weltsicht auf unser gesamtes Leben, unser gesamtes Umfeld zu beziehen – und dabei nicht mit bedacht, dass Menschen und damit auch Organisationen (Familien, Teams, Unternehmen, Vereine, Gemeinden, Städte, Länder, Staaten, Kulturen) zwei vielleicht kleine, aber dennoch aus meiner Sicht eklatante Unterschiede zu der „nicht belebten“ Welt aufweisen: Sie denken . Und sie haben zwei Beine und zwei Arme – um (sich) zu bewegen.


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